Friday 29 July 2011

Die Erlöser


  Die Erlöser




Seit Jahrtausenden haben wir es uns zur Lebensaufgabe gemacht, auf einen großen Er-löser zu warten und alles zu befolgen, was dieser befiehlt, damit wir auch wirklich von unserem „leidvollen Dasein“ erlöst werden. Währenddessen begegnen wir vielen kleinen bis mittelgroßen Erlösern, die nur unser Bestes wollen. In der Regel bekommen sie es auch.


Arbeitgeber sind Erlöser

Sie erlösen uns von der Bedrohung, auf der Straße zu stehen. Wenn jeder auf der Straße stehen würde, bestünde die Gefahr, daß die Leute erlöserfeindliche Pläne schmieden würden. Das darf nicht sein. An jedem Arbeitsplatz steht ein Hamsterrad, in dem man den Großteil seines Lebens um sein Leben rennt. Je schneller man im Hamsterrad rennt, desto zufriedener ist der Erlöser. Seit Jahrtausenden haben wir es uns zur Lebensaufgabe gemacht, auf einen großen Er-löser zu warten und alles zu befolgen, was dieser befiehlt, damit wir auch wirklich von unserem „leidvollen Dasein“ erlöst werden. Währenddessen begegnen wir vielen kleinen bis mittelgroßen Erlösern, die nur unser Bestes wollen. In der Regel bekommen sie es auch.


Arbeitgeber sind Erlöser

Sie erlösen uns von der Bedrohung, auf der Straße zu stehen. Wenn jeder auf der Straße stehen würde, bestünde die Gefahr, daß die Leute erlöserfeindliche Pläne schmieden würden. Das darf nicht sein. An jedem Arbeitsplatz steht ein Hamsterrad, in dem man den Großteil seines Lebens um sein Leben rennt. Je schneller man im Hamsterrad rennt, desto zufriedener ist der Erlöser.


Arbeitsagenturen sind Erlöser

Sie drängen jeden Arbeitslosen, so schnell wie möglich wieder eine Erlösung bei einem Erlöser namens Arbeitgeber zu finden. Sollte ein Arbeitsloser, durch welche Umstände auch immer, keine Erlösung in einem Hamsterrad finden, erfolgt die Zwangs-erlösung für Niedrigalmosen, was nicht abgelehnt werden darf, da der Erlöser namens Arbeitsagentur sonst jegliche Erlösungshilfe einstellt. Die meisten Zwangserlösten (bereits über 10 Mio) zeigen sich dankbar für ihre Zwangserlösung. Das ist auch gut so, denn schließlich soll niemand auf der Straße stehen und erlöserfeindliche Pläne schmieden.


Wissenschaftler sind Erlöser

Sie haben jahrelang Erlösung studiert, um diese für unseren Fortschritt und eine bessere Zukunft einzusetzen. Sie sind absolute Realisten und können daher nicht irren, so daß wir ihnen jedes Wort glauben sollten. Wissenschaftler findet man entweder in Großkonzernen oder an Universitäten. Neben Anzug mit Krawatte oder einem weißen Kittel – tragen sie vor ihrem Namen einen Titel.


Kaufhäuser sind Erlöser

Alles, was wir darin finden, benötigen wir selbstverständlich für ein erlöstes Leben. Würden wir all diese Dinge nicht benötigen, dann gäbe es diese Erlöser nicht. Gerade an Weihnachten sind diese Erlöser besonders zahlreich, denn Weihnachten ist ja der Geburtstag des großen Erlösers und daher finden Erlösungen um diese Zeit besonders häufig statt.


Handys sind Erlöser

Bereits durch den Erwerb eines Mobilfunkgeräts befinden wir uns im Netz der Freiheit. Man hat die Freiheit, bei jeder Gelegenheit zu telefonieren, zu simsen oder im Internet zu surfen: beim Essen, auf der Toilette, in der Badewanne, beim Geschlechtsverkehr, einfach immer und überall. Alle lieben diese Freiheit und nutzen sie auch ausgiebig und kaum jemand möchte diese Freiheit sich jemals wieder nehmen lassen. Daher sollten wir die Mobilfunkhersteller permanent mit dem Kauf des allerneuesten Mobilfunk-geräts unterstützen.


Bänker sind Erlöser

Jeder einzelne Banker ist ein Erlöser, denn er erfüllt uns alle Sehnsüchte nach dem wahren Leben, welche uns der Erlöser namens Werbung ans Herz legt. Durch Kredite können wir uns all das leisten, was wir für ein wahrhaft erlöstes Leben brauchen: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“. Um die Rückzahlung brauchen wir uns keine Gedanken machen, denn schließlich haben wir ja den Erlöser namens Arbeitgeber. Mit einem großen Kredit können wir sogar selbst zum Erlöser werden und viele Menschen in Hamsterrädern beschäftigen und sie auf den Weg der Erlösung bringen. Und falls wir mal zuviel Geld übrig haben sollten, können wir es der Bank vertrauensvoll anvertrauen. Der lächelnden Zusicherung des Bankers, daß das Geld unser Eigentum sei, über das wir jederzeit verfügen können, können wir ihm getrost glauben, denn er ist ein seriöser Erlöser mit Anzug und Krawatte.


Ärzte sind Erlöser

Sie sind ganz in Weiß gekleidet, was ein Ausdruck reinster Reinheit und Unschuld ist. Daher sind sie fast gottgleich. Ärzte sind allwissend, daher ist jede andere Meinung falsch. Schließlich haben sie auch jahrelang Erlösung studiert und wissen daher, wie man richtig erlöst. Sie haben daher das Recht zu entscheiden, wann wir krank sind und wann nicht. Wenn sie entschieden haben, daß wir krank sind, dann müssen wir uns in ihre Erlöserhände begeben, denn schließlich sind sie fast gottgleich. Sie erlösen uns mittels Skalpell und vielen, vielen bunten Smarties von allerlei Krankheitssymptomen.


Smartieshersteller sind Erlöser (Pharmaindustrie)

Sie erlösen uns von dem Glauben, wir könnten auch ohne viele, viele bunte Smarties gesund sein. Sie sind stets um unsere Gesundheit bemüht, denn sie arbeiten unermüdlich an neuen Rezepturen für neue Smarties, um uns vor der weltweiten Zunahme an Krankheitssymptomen zu erlösen. Smartieshersteller gehören übrigens zur Erlösergruppe der Großkonzerne und die studierten Erlöser in der Smarties-Rezepturküche sind in weiß gekleidete Wissenschaftler, die immer und genau wissen, was sie da tun.


Krankenkassen sind Erlöser

Sie finanzieren die Erlöser namens Ä rzte, Apotheker und Smartieshersteller. Dies kann nur geschehen, indem wir sie finanzieren durch unser unermüdliches Rennen im Hamsterrad beim Erlöser namens Arbeitgeber. Logischerweise finanzieren Krankenkassen keine Alternativmediziner, wie z.B. Heilpraktiker, denn diese sind weder weiß gekleidet, noch tragen sie Anzug mit Krawatte, noch haben sie jahrelang Erlösung studiert, was bedeutet, daß sie keine Erlöser sind.


Schulen sind Erlöser

In Schulen werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene von jeglicher Dummheit erlöst, denn Schulen vermitteln ausschließlich lebensnotwendiges Wissen sowie die absolute Wahrheit. In jüngeren Jahren erfolgt die Zwangserlösung, denn sonst bestünde die Gefahr, daß die Kinder unerlöst blieben, sich ständig in der Natur aufhielten und dadurch auf erlöserfeindliche Gedanken kämen. Was in der Schule vermittelt wird, ist nämlich fundiertes, unumstößliches Wissen.


Politiker sind Erlöser

Sie sind um unser Wohl bemüht, denn sie haben schließlich einen Amtseid geleistet. Sie geben uns die große Hoffnung, daß durch eine Neue Weltordnung bald alles besser wird. Wir müssen nur feste daran glauben und ihnen unsere Stimme geben damit sie für uns sprechen können. Die Partei ist dabei egal, wichtig ist nur das wir glauben, daß wir eine Wahl haben.

Wir sollten unbedingt weiterhin voller Zuversicht sein, daß die Erlöser namens Politiker schon alles für uns richten, weil wir sie schließlich gewählt haben und sie die Einzigen sind, die überhaupt eine Ahnung vom Leben haben und wie man eine Gesellschaft am besten organisiert. Was würden wir bloß ohne Politiker tun?


Das Millitär ist ein Erlöser

Nur durch das Militär kann wahrer Frieden und wahre Freiheit garantiert und bewahrt werden. Bedrohungen unseres Friedens und unserer Freiheit stammen in erster Linie von der „Achse des Bösen“, welche wir mit allen erdenklichen Mitteln bekämpfen müssen. Unsere „Friedenstruppen“ leisten dabei voller Enthusiasmus und Freude den nötigen Einsatz. Ihren Einsatzbefehl erhalten sie von den Erlösern namens Politiker.


Greenpeace ist ein Erlöser

Diese Organisation bemüht sich um größtmöglichen Umweltschutz und finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. Die Reduktion des CO²-Ausstoßes - der Sauerstoff der Pflanzen - ist ihr Hauptanliegen geworden. Giftgas sowie radioaktive Verseuchung im Irak sind hingegen kaum beachtenswert, da Menschenleben, besonders die von Irakern, unwichtig sind und der Irak eh Wüstenklima besitzt, wo Verseuchungen kaum Schaden anrichten können. Und eine Friedensmission durch US-Truppen hat stets Vorrang vor allen anderen Aktivitäten.


Kirchen sind Erlöser

In ihnen finden wir Schutz und Trost und die Gewißheit, daß wir bald vom großen Erlöser erlöst werden, sofern wir uns an alle seine Gebote halten. Zusätzlich ist der wöchentliche Besuch der Heiligen Messe nötig, denn nur in Kirchen ist man dem großen Erlöser ganz besonders nahe. Andersgläubige erhalten nicht nur keine Erlösung, sie landen für ihren Ungehorsam als Strafe für immer in der Hölle. Katholische Erlöser haben sogar die Befugnis, uns bei der Heiligen Beichte von unseren Sünden loszusprechen, da sie im Auftrag des großen Erlösers handeln. Solch eine Erlösertat findet man nirgendwo sonst.

Der größte Teil des Geldes, das zu den Kirchen fließt, wird in die Errichtung von weiteren Kirchen verwendet, damit möglichst die ganze Welt Erlösung erfährt, als Vorbereitung auf die große Erlösung durch den großen Erlöser. Es macht überhaupt nichts, wenn dafür in Afrika Millionen von Menschen verhungern, denn sie glauben eh nicht an die Erlösung durch den großen Erlöser.



Alle Erlöser haben eins gemeinsam:

Ihnen mangelt es an bedingungsfreier Liebe, Toleranz, Anerkennung und Achtung. Dafür besitzen sie ein riesiges Ego, von dessen hohem Podest sie auf „Niedergestellte“ herabblicken und sie nötigen, sich ihrem „gnädigen Erlöserwerk“ anzuvertrauen. Dabei geizen sie nicht mit skrupellosen, nie enden wollenden Lügen, Einschüchterungen oder Drohungen. Sie erwarten, daß man ihr „gnädiges Erlöserwerk“ erkauft oder herbeibetet und sie als Erlöser anerkennt. Sie leben von der Energie all derjenigen Menschen, die ihnen ihre Aufmerksamkeit widmen und ihnen sklavengleich die-nen wie ein dressiertes Tier. Diese Form von „Erlösertum“ nennt man auch Vampirismus. Diese „Erlöser“ holen sich ihre Lebensenergie von anderen Wesen, anstatt von der universellen Schöpferquelle, da sie ihren Ursprung vergessen haben. Anstelle ihres Herzens regiert nun ihr Ego, welches nicht mehr zur Innenschau befähigt, sondern stattdessen die Illusion aufrecht erhält, die Wahrheit sei irgendwo da draußen. Solch ein Ego braucht natürlich ständig Nahrung und es hat zudem den Wunsch, noch weiter zu wachsen.

Damit dieser Energiestrom nicht versiegt, was für das starke Ego schädlich wäre, greifen diese „Erlöser“ zu einer List, die da lautet: „Problem – Reaktion – Lösung“. Das heißt soviel wie: „Ich erschaffe ein scheinbares Problem, die Menschen reagieren mit Angst und Hilflosigkeit und nun komme ich wiederum, jedoch als scheinbarer Erlöser, in der Hoffnung, daß mir alle folgen werden wie eine große Schafherde“. Seit Jahrtausenden hat diese List funktioniert, wie die Geschichte zeigt. Das Resultat ist, daß es heute kaum noch Menschen gibt, die nicht dieses Vampirmuster oder Teile davon in sich tragen, besonders in unserer „zivilisierten“ warmherzigen westlichen Welt. Konkurrenzkampf, Ellenbogen, Neid, Haß, Lügen, Angst, Überwachung, Krieg, Krankheiten und vieles mehr, all dies sind Auswirkungen der scheinbaren Trennung vom Schöpfer und der Schöpfung, und das auf Kosten der Natur, unserer Evolution, unserer Freiheit, unserer Kinder, unserer Menschenwürde und vieles mehr.


So, und jetzt ?!

Unsere Empfehlung: Entspann dich, lehn dich zurück und LÖSE dich mal gedanklich von all diesen alten angeblichen „Erlösern“. Du warst schon immer vollständig und perfekt! Du bist als Gottheit auf die Welt gekommen und hast es überhaupt nicht nötig zu kämpfen, zu schreien oder zu lehren. Du musst dich nur von den alten Mustern erlösen, die gerade sterben und deine schon immer vorhandene Ganzheit erkennen. Fang einfach an dein Licht zu leben und du „zündest“ jeden an, dem du begegnest!

Tuesday 26 July 2011

Wie steht die Partei der Vernunft (PdV) zum Grundeinkommen?



  Stellungnahme des Bundesgeneralsekretärs der PdV zum bedingungslosen Grundeinkommen.

Ein e-Mail Dialog zwischen Tobias Schwarz und Gerhard Breunig.






Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrem Programm fordern Sie unter anderem ein Bürgergeld. Wie hat man diese Forderung zu verstehen? Ist es an die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens angelehnt? Haben Sie ein eigenes Modell? Oder ist diese Forderung bisher ohne Modell von Ihnen übernommen worden?

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Schwarz

Hallo Herr Schwarz,

unter Bürgergeld verstehen wir die Grundabsicherung wirklich bedürftiger Personen,
die nicht für sich selbst sorgen können.

Wirklich bedürftig sind beispielsweise Schwerbehinderte und Waisenkinder.

Die Unterstützung solcher Gruppen werden nicht vom Bund geregelt sondern direkt in den Gemeinden.

Eine entsprechende Ergänzung unseres Parteiprogramms wird es nach dem geplanten Programmparteitag Anfang 2012 geben.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Sehr geehrter Herr Breunig,

wie positioniert sich die PdV zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen?

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Schwarz

Hallo,

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist mit unserem Parteiprogramm nicht vereinbar.

Wer eine Staatsquote von 10% anstrebt, kann dies unmöglich umsetzen.

Es wird bei vollständiger Umsetzung unseres Parteiprogramms auch nicht nötig sein, da jeder dann ein ausreichendes Einkommen durch Arbeit erzielen kann.

Lediglich wirklich Bedürftige müssen auf diese Weise abgesichert werden.

Viele Grüße
Gerhard Breunig


Sehr geehrter Herr Breunig,

aus meiner Sicht vertritt die PdV damit den Arbeitsethos den auch die etablierten Parteien vertreten.
Sie ziehen damit die Automatisierung nicht in Betracht, wodurch auch die PdV dazu beiträgt, dass der Mensch seine Existenz nur durch Arbeit sichern kann und wenn er keine ihm entsprechende Arbeit findet und durch seine Arbeit, die er für richtig hält, kein Einkommen generieren kann, in seiner Existenz gefährdet ist. Schade, damit kann ich die PdV nicht unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Schwarz

Hallo Herr Schwarz,

ich kann Ihre Meinung leider nicht teilen. Die „bedingungslose Unterstützung“ durch den Staat fördert Abhängigkeiten und schadet damit der freiheitlichen Grundordnung.

Wer auf Transferleistungen vom Staat angewiesen ist, ist in seinen Entscheidungen nicht frei.

Außerdem halte ich es für unmoralisch, wenn Menschen, die durchaus in der Lage wären, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, sich auf Kosten anderer alimentieren lassen.

Wenn jemand beispielsweise als Künstler leben möchte und dies wirtschaftlich nicht möglich ist, steht es ihm doch frei, sich einen privaten Mäzen zu suchen.

Nach meiner Auffassung ist es nicht Aufgabe des Staates, jedem ein Leben nach seiner Facon zu ermöglichen. Es ist vielmehr die Aufgabe des einzelnen Individuums, sich diese Freiheit selbst zu schaffen.

Was bitte ist sozial daran, Anderen etwas weg zu nehmen um es mit den üblichen Verwaltungsabschlägen nach dem Gieskannenprinzip zu verteilen?

Ihre Ansicht mag eine Andere sein als Meine. Das ist ihre freie Meinung.

Das bedingungslose Grundeinkommen schafft aber keine Freiheit sondern neue Abhängigkeiten gerade für die Menschen, die von unserem Programm am meisten profitieren werden. Es schafft Abhängigkeiten bei den kleinen Leuten, Arbeitern, Angestellten und dem Mittelstand.

Es führt genau da hin, wo wir jetzt auch schon sind. Deshalb hat unser Programm auch keinerlei Gemeinsamkeiten mit den Programmen der Parteien im Bundestag.

Wir sind eine Bürgerbewegung, die wirkliche Veränderungen hin zur Freiheit des Individuums anstrebt.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Werter Herr Breunig,

wirkliche Freiheit setzt auch wirtschaftliche Unabhängigkeit voraus. Ihrer Meinung nach, erreicht man wirtschaftliche Unabhängigkeit durch Abhängigkeit von Erwerbsarbeit. Ihrem Schreiben nach haben Sie sich persönlich noch nicht mit der Idee und den daraus erstellten Modellen beschäftigt, genauso wenig mit den Herleitungen der Idee (den Begründungen). Für mich ist Ihre Meinung zum Grundeinkommen mittelalterlich moralisch, frei von Fakten begründet und damit hat die PdV nun wirklich einen Wähler und Multiplikator nicht gewinnen können.

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Schwarz

Hallo Herr Schwarz,

es obliegt doch jedem selbst, wie abhängig oder unabhängig er sein will.

Wenn jemand nicht arbeiten will, dann muss er wohl auf sie Almosen der anderen hoffen.

Diese zur Abgabe von Almosen zu zwingen halte ich schon vom Grundgedanken her für verwerflich.

Wenn ein Künstler Sponsoren findet, kann er beispielsweise auch „unabhängig von Erwerbsarbeit“ tätig sein.

Es ist doch aber widersinnig, Andere für sich arbeiten zu lassen, damit man sich selbst verwirklichen kann.

Das schränkt doch sofort die Freiheit derjenigen ein, die das nicht wollen.

Explizit ausgenommen sind da Menschen, die nicht für sich selbst sorgen können.

Man sollte auch nicht das soziale Bewusstsein der Menschen unterschätzen. Auch heute gibt es viele Stiftungen und wohltätige Gruppen, die andere Menschen unterstützen. Dafür brauchen wir doch keinen Staat.

Wer nicht für sich selbst sorgen will, aus welchen Gründen auch immer, muss sich eben andere Quellen suchen.

Das fehlgeleitete „soziale“ Utopia der jetzigen Regierungsparteien wollen wir nicht weiter fortsetzen. Es ist schlicht unfinanzierbar.

Und ein leistungsloses Einkommen ist nun mal ungerecht gegenüber den Leistungserbringern.

Unsere Partei verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz, der den kleinen Leuten eine echte Perspektive gibt. Diese fleißigen Menschen müssen derzeit 70% ihrer erarbeiteten Leistung an einen aufgeblähten, völlig aus dem Ruder gelaufenen Nannystaat abgeben.

Genau auf diese Weise erfolgt der Stimmenkauf dieser so genannten „Demokratischen Parteien“ im Bundestag.

Da die Mehrheit der Bürger staatlich alimentiert wird, bleiben die auf der Strecke, deren erarbeitete Leistung „umverteilt“ wird.

Sie wollen jetzt sogar alle Bürger alimentieren und wieder die Leistung der Fleißigen umverteilen?

Die pdv steht für wenig Staat und viel Eigeninitiative. Wir müssen die Bürger nicht alimentieren, wenn wir ihnen wieder die freie Entscheidung über ihr Leben zurückgeben.

Jeder Eingriff des Staates schadet der Gesellschaft oder zumindest Teilen davon.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Werter Herr Breunig,

Alimentierung bezeichnet Unterhalt. Unterhalt soll zumeist den Lebensstandard sichern. Damit liegt die Höhe eines Unterhalts auch meist über einer präferierten Höhe eines Grundeinkommens.

Wie kann bitte etwas ungerecht sein, wenn es allen zusteht? Ungerechtigkeit entsteht, wenn eine Gruppe mehr von etwas hat, als eine andere. Wenn aber allen das gleiche zusteht, wo entsteht da bitte Ungerechtigkeit?

Ein Grundeinkommen soll die Existenz sichern, nicht den Lebensstandard! Es soll außerdem soziale Teilhabe ermöglichen.

Und gewiss werden Sie vom Urteil des Bundesverfassungsgerichtes gehört haben, von dem ein Grundrecht auf die Gewährung eines Existenzminimum aus Art. 1 und Art. 20 GG deriviert wird. Damit hat das BVerfG ausdrücklich klar gestellt, dass die Existenz eines Menschen wichtiger ist, als sein Nutzen für die Gesellschaft. Und da das BVerfG damit Bundesrecht gesetzt hat, dürfen auch Sie als Partei sich über ein grundrechtsgleiches Recht nicht hinwegsetzen, denn ansonsten bewegen Sie sich automatisch fern unserer Verfassung.

Und in einer Sache stimme ich Ihnen zu, es muss weniger Staat und mehr Eigeninitiative in diesem Land geben. Und genau dies würde ein Grundeinkommen befördern. Der Sozialstaat würde schlanker werden, da die Verwaltung auf ein Minimum reduziert wird. Diese Tatsache zu ignorieren, würde bedeuten, dass Sie sich realitätsfern verhalten.

Vielleicht eine Anmerkung für eine andere Erklärung: Der Zugang zu den Gütern in diesem Land wird durch Geld beschränkt. Wenn ein Mensch nicht ausreichend Geld hat, ist ihm der Zugang zu Lebensmitteln, Wohnen, Heizung etc. stark eingeschränkt. Durch ein bescheidenes aber der Würde des Menschen entsprechendes Grundeinkommen hätte jeder Mensch zu den lebensnotwendigen Gütern sein ganzes Leben lang Zugang. Und automatisch würden Warteschlangen vor den Tafeln, Obdachlose, Kinderarmut oder Altersarmut verschwinden. Wenn Sie auch das nicht akzeptieren können, dann leben wir wirklich in verschiedenen Welten.

Mit freundlichen und bedingungslosen Grüßen
Tobias Schwarz

Werter Herr Schwarz,

„Und automatisch würden Warteschlangen vor den Tafeln, Obdachlose, Kinderarmut oder Altersarmut verschwinden.“

Genau das wird auch passieren, wenn wir unsere Vorstellungen durchsetzen. Es muss keine Obdachlosen mehr geben, weil jeder die gleichen Chancen hat. Das was Sie hier beschreiben sind doch genau die Folgen, die unser Sozialstaatsdenken hervorbringen. Erst durch die maßlose Enteignung des Mittelstands und der kleinen Leute entstehen Obdachlosigkeit, Kinderarmut und Altersarmut überhaupt.

Mit dieser Unsozial-Argumentation werden genau die Voraussetzungen geschaffen, eine große Anzahl von Menschen abhängig zu machen.

Was ändert sich denn, wenn ich die soziale Alimentierung statt Hartz 4 jetzt Bürgergeld oder bedingungsloses Grundeinkommen nenne?

Nichts.

Unser Staat ist doch jetzt schon pleite. In einigen Monaten werden auch wir die Einschnitte ins so genannte soziale Netz zu spüren bekommen.

Wir brauchen endlich eine komplette Umkehr in diesem Bereich.

Das Grundgesetz verpflichtet den Staat nicht zur Alimentierung der halben Bevölkerung. Es schreibt noch nicht einmal vor, wie die Versorgung der Bedürftigen erfolgen soll. All das wird nur hinein interpretiert. Und das hauptsächlich von den politischen Parteien, die dieses Grundgesetz ansonsten mit Füssen treten.

Auch wir wollen jedem Bürger Teilhabe am Gemeinwesen ermöglichen. Wir sind nur der Meinung, dass jeder dann auch zu seinem eigenen Wohl und zum Gemeinwesen einen Beitrag leisten muss.

Dieser Beitrag ist um ein Vielfaches geringer als heute.

Es muss keine Schlangen mehr vor irgendwelchen Wohltätigkeitsvereinen geben, wenn die 70% Staatsquote auf 10% oder weniger reduziert wurden und echtes, werthaltiges Geld verfügbar ist.

Unser Programm an diesem einen Punkt festzumachen ohne die Anderen zu beachten, funktioniert so nicht.

Man muss sich mit dem Programm als Ganzes beschäftigen.

Leider sind in Deutschland die meisten Menschen so festgefahren in ihren Ideologien und Meinungen, dass sie eine völlig andere Ansicht nicht gelten lassen.

Freiheit verpflichtet auch. Ich brauche keinen Staat, der mich versorgt. Mir ist es lieber, er hält sich soweit wie möglich aus meinem Leben raus. Keiner braucht das wirklich. Es wird uns nur ständig eingeredet.

Ich schlage vor, Sie schauen sich den sehr sehenswerten Vortrag von Carlos Gebauer, sowie die Vorträge von Prof. Norbert Geng und Oliver Janich bei einer unserer letzten Veranstaltungen mal an. Möglicherweise ändert das ihre Ansichten.

http://www.parteidervernunft.de/eurokrise/esm

Es wird nach Umsetzung unseres Programms jedem möglich sein, eine auskömmliche Tätigkeit auszuüben, weil das Angebot an Arbeitsplätzen bei den reduzierten Steuer- und Abgabesätzen stark steigen wird. Durch das werthaltige Geld und die steigende Produktivität werden wir bei steigendem Lebensstandard immer weniger Arbeiten müssen. Jeder kann so seinen Lebensunterhalt und seine Altersvorsorge nach seinen eigenen Vorstellungen bestreiten.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist, wie bereits von mir dargestellt, wieder nur eine unfaire Form der Umverteilung. Umverteilung gleich welcher Art ist in hohem Maße ungerecht auch wenn man uns immer wieder das Gegenteil predigt, weil sie die erbrachte Leistung von Menschen enteignet.

Wenn Bürger auf freiwilliger Basis (und ich bin überzeugt davon, dass sehr Viele dies tun werden) etwas von ihrem Wohlstand abgeben, dann ist dies ein echter Fortschritt für unsere Gesellschaft und für die Gemeinschaft der Menschen in unserem Land. Es passiert ja auch in unserer derzeitigen Gesellschaft. Die Spendenbereitschaft der Bürger ist schon heute sehr hoch. Viele reiche und weniger vermögende Leute geben in allen Bereichen viele Werte ab, um andere zu unterstützen.

Dies verdient in meinen Augen viel mehr Beachtung als ein staatliches Gieskannenprinzip.

Ich sehe die Aufgabe des Staates allein darin, diejenigen zu unterstützen, die nicht aus eigener Kraft dazu in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies muss dort passieren, wo die Menschen leben. In den Städten und Gemeinden.

Soziale Teilhabe hat nicht nur etwas mit Geld zu tun sondern auch mit der Teilhabe am kulturellen und gemeinschaftlichen Leben im direkten Umfeld dieser Menschen. Das können Menschen viel besser regeln als irgendeine staatliche Umverteilungsbehörde.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Werter Herr Breunig,

bevor ich auf Ihre Ausführungen antworte, möchte ich eine kurze Zwischenfrage an Sie richten, die vielleicht einen Konsens erreicht.

Sind Sie der Meinung, dass die lebensnotwendigen Dinge, wie Lebensmittel, Wohnen, Heizen, Bildung, Kultur und Gesundheit jedem Bürger unseres Land geldlos zur Verfügung stehen sollte?

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Schwarz

Hallo Herr Schwarz,

wenn Sie mit geldlos leistungslos meinen, dann nein.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Werter Herr Breunig,

dann muss ich Sie fragen, was die PdV in letzter Konsequenz mit jemandem macht, der keine Leistung erbringen will, in Ihrem Sinne keiner Erwerbsarbeit nachgehen will?

Tobias Schwarz

Sehr geehrter Herr Schwarz,

das habe ich glaube ich schon ausreichend dargelegt.

Wenn jemand nicht bereit ist, für seinen Lebensunterhalt selbst zu sorgen, warum sollten es dann andere tun?

Es ist Aufgabe des Staates, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich jeder ein auskömmliches Leben verdienen kann. Der von Ihnen skizzierte Mensch erwartet eine Alimentierung durch die Gesellschaft oder noch besser gesagt durch andere Menschen.

Wenn Sie das für unterstützenswert halten, ist die pdv wirklich die falsche Partei für Sie.

Ich sehe keinen Sinn darin, diese Diskussion weiter zu führen, da wir wohl keinen Konsenz erreichen werden.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Werter Herr Breunig,

nun stimme ich Ihnen zu, wir erreichen wirklich keinen Konsens. Denn Sie haben gerade Ihre wirkliche Meinung offenbart, dass der Mensch nur überleben darf, wenn er vorher Leistung erbringt. Es bedeutet schlicht bei Ihnen, wer nicht arbeitet, soll halt verhungern. Diese Meinung kann und werde ich nicht teilen, da Ihre Meinung zum Glück auch nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Wenn Sie die Konsequenzen der fortschreitenden Automatisierung nicht in Ihre Überlegungen miteinbeziehen, dann macht eine Diskussion wirklich keinen Sinn. Wie schon erwähnt, damit konnte die PdV einen Wähler und Multiplikator nicht für sich gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen

Hallo Herr Schwarz,

so wie Sie es schreiben möchte ich es dann doch nicht stehen lassen, da ich dieses moralische Scheinargument „verhungern“ als solches nicht akzeptieren kann.

Wer arbeiten kann und das nicht tut, wird sich eben auf andere Weise selbst um sein Dasein bemühen müssen. Das müssen die Anderen, die einer Arbeit nachgehen ja schließlich auch. Sie legen das Grundgesetz einfach nach Ihrer Position aus. Ich tue das nach meiner Position, indem ich die Vorraussetzungen schaffen, dass sich jeder selbst ein Einkommen verschaffen kann.. Ich lese im Grundgesetz nämlich mit keinem Wort, dass es einen Anspruch auf Umverteilung und Enteignung gibt. Dies ist lediglich in unserem verkorksten Sozialsystem zur allgemeinen Meinung geworden, weil man es den Menschen schon in fast religiöser Form tagtäglich einimpft. Nach Ihrer Ansicht wäre es durchaus möglich, dass in Deutschland alle vom Staat leben und keiner mehr was tut. Prima Vorschlag. Spätestens da endet dann nämlich das Experiment. Dieser Unsinn funktioniert nur in einem Papiergeldsystem in dem sich der Staat ständig weiter verschuldet. Nur so ist auch unser derzeitiger Sozialstaat überhaupt lebensfähig und steuert gerade mit Vollgas seinem Ende entgegen. Würde man den Bürgern alle Kosten transparent und ohne Staatsverschuldung aufbrummen, hätten wir längst eine Revolution. Ein Sozialstaat egal in welcher Form ist mit echtem Geld nicht finanzierbar. Ihr Modell ebenfalls nicht. Sie verbraten damit nur die Zukunft der nächsten Generationen, genau wie das heute auch passiert. Warum wir ein Bürgergeld für alle brauchen, wenn alle auch so vernünftig Leben können indem sie eine gute und auskömmliche Arbeit bekommen, haben Sie bisher auch mit keiner Silbe dargelegt.

Ich habe doch nichts dagegen wenn jemand nicht arbeiten will. Nur warum sollen alle Anderen das finanzieren?

Wer nicht in der Lage ist zu arbeiten, wird auch bei uns natürlich sehr wohl eine Unterstützung der Gemeinschaft erfahren. Hier handelt es sich derzeit um etwa 2-3% der Bevölkerung.

Viele Grüße
Gerhard Breunig

Quelle


Hochinteressant in diesem Zusammenhang ►


Tuesday 12 July 2011

Das Ende des Wachstums


by Richard Heinberg
Übersetzung für Post Carbon Institute von Günter Dannhauer

Dieser Artikel ist ein Auszug aus Richard Heinbergs neuem Buch „Das Ende des Wachstums“ dessen Erscheinen für September 2011 geplant ist. Dieser Artikel wurde im Original als MuseLetter Nr. 222 veröffentlicht.



Einführung: Die neue Normalität

Die zentrale Aussage dieses Buches ist sowohl einfach als auch alarmierend: Wirtschaftswachstum, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, ist aus und vorbei.
Das „Wachstum“, von dem wir reden, besteht aus der Ausdehnung des Gesamtumfangs der Wirtschaft (mit mehr Verbrauchern und einem höheren Geldumlauf) sowie der Energiemengen und des Güterflusses.

Die Wirtschaftskrise, die 2007 - 2008 begann, war sowohl vorhersehbar als auch unausweichlich, und sie kennzeichnet einen permanenten und fundamentalen Bruch gegenüber den zurückliegenden Jahrzehnten – einer Periode, in der die meisten Wirtschaftswissenschaftler der unrealistischen Meinung waren, dass ewiges Wirtschaftswachstum notwendig und auch möglich sei. Nun sind grundsätzliche Grenzen für die stetige wirtschaftliche Ausdehnung erreicht und die Welt kollidiert mit diesen Grenzen.
Dies bedeutet nicht, dass die USA oder die gesamte Welt nie wieder ein Quartal oder ein Jahr mit einem relativen Wachstum gegenüber dem Vorquartal oder Vorjahr erleben wird. Wenn wir jedoch den Mittelwert der Auf- und Abbewegungen betrachten, wird die allgemeine Trendlinie der Wirtschaft (gemessen in Produktion und Verbrauch von Realgütern) von nun an waagrecht oder abwärts verlaufen statt wie bisher aufwärts.

Auch wird es nicht unmöglich sein, dass eine Region, ein Land oder ein Unternehmen für eine Weile weiter wächst. Einige werden dies weiterhin tun. Spätere Analysen werden jedoch ergeben, dass dieses Wachstum auf Kosten anderer Regionen, Länder oder Unternehmen erzielt wurde. Von jetzt an ist nur noch relatives Wachstum möglich: Die globale Wirtschaft ist ein Nullsummenspiel mit einem ständig schrumpfenden Gesamtkapital, das unter den Gewinnern aufgeteilt wird. 


Warum endet das Wachstum? 

Viele Finanzexperten weisen darauf hin, dass grundlegende wirtschaftsinterne Probleme – wie überwältigende, nicht mehr begleichbare öffentliche und private Schulden und das Platzen der Immobilienblase – unmittelbare Bedrohungen für das Wiederaufleben des Wirtschaftswachstums seien. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass das Wachstum letztendlich nach dem Lösen dieser Probleme wieder in Gang kommen kann und wird. Allgemein vernachlässigen die Experten jedoch die Faktoren, die außerhalb der Finanzwirtschaft begründet sind und die ein Wiederaufleben des herkömmlichen Wirtschaftswachstums fast unmöglich machen. Es handelt sich dabei nicht um eine vorübergehende Situation, sondern um einen Dauerzustand.
Wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, gibt es insgesamt drei Hauptfaktoren, die einem zukünftigen Wirtschaftswachstum fest im Weg stehen:

  • Die Erschöpfung wichtiger Ressourcen einschließlich fossiler Energieträger und Mineralien
  • Die zunehmenden Umweltbeeinträchtigungen aufgrund des Abbaus und der Verwendung von Ressourcen (wozu das Verbrennen fossiler Treibstoffe gehört), was zu lawinenartigen Kostensteigerungen sowohl durch die Beeinträchtigungen selbst als auch durch die Bemühungen zu deren Vermeidung und zum Beseitigen der Folgen führt
  • Störungen im Finanzsystem aufgrund der Unfähigkeit unserer bestehenden Geld-, Bank- und Investitionssysteme, sich an die Ressourcenverknappung und an die steigenden Umweltkosten anzupassen – und ihrer Unfähigkeit (im Zusammenhang mit einer schrumpfenden Wirtschaft), die enormen öffentlichen und privaten Schuldenberge zu bedienen, die während der letzten Jahrzehnte aufgetürmt wurden.

Obwohl Finanzkommentatoren sich tendenziell nur auf den letzten dieser Faktoren konzentrieren, lassen sich praktisch Tausende von Ereignissen in den vergangenen Jahren herausgreifen, die zeigen, wie alle drei Faktoren miteinander verzahnt sind und wie sie mit immer stärkerer Wucht zuschlagen.

Betrachten wir nur eines dieser Ereignisse: Die Ölkatastrophe auf der Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko. Die Tatsache, dass BP in der Tiefsee im Golf von Mexiko nach Öl bohrte, bestätigt einen globalen Trend: Während keine Gefahr besteht, dass der Welt in der näheren Zukunft das Öl ausgeht, wird nur sehr wenig neues Öl an Land gefunden, wo das Bohren preiswert ist. Die Landgebiete wurden bereits erforscht, und die dortigen reichhaltigen Vorkommen von Kohlenwasserstoffen erschöpfen sich. Nach Angaben der International Energy Agency werden 2020 fast 40 % der weltweiten Ölförderung aus Tiefseeregionen kommen. Obwohl es schwierig, gefährlich und teuer ist, zwei bis drei Kilometer unter dem Meeresspiegel zu bohren, muss die Ölindustrie dies tun, um weiterhin Öl liefern zu können. Dies bedeutet teureres Öl.

Offensichtlich waren die Umweltkosten der Explosion der Deepwater Horizon und des Öllecks ruinös. Weder die USA noch die Ölindustrie können sich einen weiteren Zwischenfall dieser Größenordnung leisten. Die Regierung Obama hat daher 2010 ein Moratorium für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko erlassen, während neue Regeln für Bohrungen erarbeitet werden. Andere Länder begannen, ihre eigenen Richtlinien für Ölbohrungen in der Tiefsee zu überprüfen. Zweifellos werden dadurch zukünftige Unfälle weniger wahrscheinlich, jedoch wirkt sich dies auf die Förderkosten und den bereits sehr hohen Ölpreis aus.

Der Zwischenfall mit der Deepwater Horizon macht auch zu einem gewissen Grad deutlich, welche Folgeeffekte die Ressourcenerschöpfung und die Umweltschäden für Finanzinstitutionen haben. Versicherungskonzerne waren gezwungen, die Prämien für Tiefseebohrungen zu erhöhen, und die Auswirkungen auf die regionale Fischerei haben die Wirtschaft der Golfküste hart getroffen. Während die wirtschaftlichen Schäden in der Golfregion zum Teil durch Zahlungen von BP ausgeglichen wurden, haben diese Zahlungen das Unternehmen gezwungen, sich zu restrukturieren und der Aktienkurs sowie die Gewinne der Investoren gingen zurück. Diese finanziellen Probleme von BP haben sich wiederum auf britische Pensionsfonds ausgewirkt, die in BP investiert hatten.

Dies ist nur ein einzelnes Ereignis, wenn auch ein spektakuläres. Wenn es ein isoliertes Problem wäre, könnte sich die Wirtschaft erholen und weiter voranschreiten. Aber wir sehen eine Folge von Umwelt- und Wirtschaftskatastrophen, die zwar nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben, die aber das Wirtschaftswachstum auf mehr und mehr Arten behindern. Dazu gehören unter anderem:

  • Klimaänderungen, die zu regionalen Dürren, Überflutungen und sogar Hungersnöten führen
  • Wasser- und Energieknappheit
  • Wellen von Bankzusammenbrüchen, Unternehmenspleiten und Immobilienzwangsversteigerungen. 

Jede Ereigniskategorie wird als Einzelfall betrachtet, als ein lösbares Problem, so dass eine Rückkehr zum Normalzustand denkbar ist. Letztendlich wird sich jedoch herausstellen, dass alle Kategorien zusammenhängen, da sie die Folgen einer wachsenden Bevölkerung mit dem Streben nach höherem Pro-Kopf-Konsum bei begrenzten Ressourcen sind (einschließlich nicht erneuerbarer fossiler Energieträger), und dies alles auf einem begrenzten und fragilen Planeten.


Zusätzlich hat die Rückabwicklung eines jahrzehntelangen Schuldenaufbaus die Bedingungen für einen finanziellen Jahrhundertkollaps geschaffen, der sich nun um uns herum entfaltet und der allein schon das Potenzial hat, beträchtliche politische Instabilität und menschliches Elend zu verursachen.

Als Ergebnis sehen wir einen perfekten Sturm zusammenlaufender Krisen, die gemeinsam einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit darstellen. Wir sind Zeugen und Teilnehmer des Übergangs von wirtschaftlichem Wachstum zu wirtschaftlichem Schrumpfen.


Warum ist Wachstum so wichtig?
 
Während der letzten Jahrhunderte wurde Wachstum praktisch zum einzigen Indikator wirtschaftlichen Wohlergehens. Wenn eine Wirtschaft wuchs, gab es neue Arbeitsplätze und Investitionen brachten hohe Gewinne. Wenn das Wirtschaftswachstum vorübergehend zum Stillstand kam, wie etwa während der Weltwirtschaftskrise, gab es finanzielles Blutvergießen.
Während dieser Jahrhunderte nahm die Weltbevölkerung zu, von unter 2 Milliarden um 1900 auf jetzt rund 7 Millarden, und jedes Jahr kommen um die 70 Millionen neue „Konsumenten“ hinzu. Dies macht weiteres Wachstum noch wichtiger. Denn wenn die Wirtschaft stagniert, nehmen die pro Kopf verfügbaren Güter und Dienstleistungen ab.

Für die „Entwicklung“ der ärmsten Länder der Welt haben wir uns auf Wirtschaftswachstum verlassen. Ohne dieses Wachstum müssen wir uns ernsthaft mit der Möglichkeit beschäftigen, dass Hunderte von Millionen oder vielleicht auch Milliarden von Menschen niemals auch nur annähernd einen Lebensstil erreichen werden wie die Menschen in den Industrieländern.
Nicht zuletzt haben wir Geld- und Finanzsysteme geschaffen, die Wachstum benötigen. Solange die Wirtschaft wächst, ist mehr Geld und mehr Kredit verfügbar, die Erwartungen sind hoch, die Leute kaufen mehr Produkte, Unternehmen nehmen mehr Darlehen auf und die Zinsen für die bestehenden Kredite können problemlos bezahlt werden. Wenn jedoch kein neues Geld in das System einfließt, können die Zinsen für bestehende Kredite nicht gezahlt werden. Die Ausfälle setzen sich schneeballmäßig fort, Arbeitsplätze gehen verloren, Einkommen gehen zurück und die Konsumenten schränken ihre Ausgaben ein. Dies führt dazu, dass Unternehmen weniger Darlehen aufnehmen, wodurch noch weniger neues Geld in das System einfließt. Es handelt sich dabei um eine selbstverstärkende zerstörerische Rückkopplung, die nur schwer anzuhalten ist, wenn sie einmal in Gang gekommen ist.

Anders gesagt: Die Wirtschaft verfügt nicht über einen "Leerlauf". Entweder gibt es Wachstum oder Schrumpfung. Und "Schrumpfung" ist eine beschönigende Umschreibung für Depression - eine lange Zeit von Arbeitsplatzverlusten, Zwangsversteigerungen, Pleiten und Bankrotten.
Wir haben uns so sehr an Wachstum gewöhnt, dass wir uns kaum daran erinnern können, dass es sich eigentlich um ein relativ neues Phänomen handelt.
Während der letzten Jahrtausende, als Weltreiche aufstiegen und fielen, sind lokale Volkswirtschaften gewachsen und geschrumpft. Die weltweite Wirtschaftsaktivität ist jedoch nur langsam gewachsen, mit gelegentlichen Schwächeperioden. In den letzten beiden Jahrhunderten gab es jedoch eine Revolution durch fossile Energieträger, was ein Wachstum ermöglichte, dessen Geschwindigkeit und Umfang ohne Beispiel in der Geschichte der Menschheit sind. Wir haben die Energie von Kohle, Öl und Erdgas genutzt, um Autos, Lastwagen, Autobahnen, Flughäfen, Flugzeuge und das Stromnetz zu bauen und zu betreiben. All dies bildet die Grundlage der modernen Industriegesellschaft. Durch das nur ein einziges Mal mögliche Verfahren, das in Hunderten von Millionen Jahren chemisch gespeicherte Sonnenlicht zu fördern und zu verbrennen, haben wir etwas geschaffen, was (für einen kurzen, leuchtenden Moment) wie eine unendliche Wachstumsmaschine erschien. Wir haben uns daran gewöhnt, eine außerordentliche Situation als normal anzusehen.

Da nun die Ära preiswerter und reichlich vorhandener fossiler Energieträger zu Ende geht, werden unsere Annahmen des ständig andauernden Wachstums bis in den Kern erschüttert.
Das Ende des Wachstums ist tatsächlich ein einschneidendes Ereignis. Es bedeutet das Ende einer Ära, das Ende unserer heutigen Methoden zur Organisation von Wirtschaft, Politik und Alltagsleben. Ohne Wachstum sind wir gezwungen, das menschliche Leben auf der Erde praktisch neu zu erfinden.

Es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir die Bedeutung dieses historischen Zeitpunktes erkennen und verstehen: Wenn wir wirklich das Ende der Ära des fossil angetriebenen Wirtschaftswachstums erreicht haben, sind die Bemühungen der Politiker, weiterhin nach schwer erreichbarem Wachstum zu streben, eine Flucht vor der Wirklichkeit. Wenn sich unsere politischen Führer Illusionen über unsere tatsächliche Situation machen, werden sie es wahrscheinlich verzögern, Maßnahmen zu ergreifen, die das Überleben in einer Wirtschaft ohne Wachstum unterstützen, und sie werden fast sicher versäumen, die erforderlichen fundamentalen Änderungen unserer Geld-, Finanz-, Nahrungs- und Transportsysteme in Angriff zu nehmen.
 Das Ergebnis könnte – statt einer schmerzlichen, aber überstehbaren Anpassung - die größte Tragödie der Geschichte sein. Wir können das Ende des Wachstums überleben, aber nur, wenn wir erkennen, was es bedeutet, und uns entsprechend verhalten.


Aber ist Wachstum nicht normal?
 
Volkswirtschaften sind Systeme, und als solche folgen sie in einem gewisssen Rahmen Regeln, die denen bei biologischen Systemen ähnlich sind. Pflanzen und Tiere wachsen normalerweise schnell, wenn sie jung sind, erreichen dann aber einen mehr oder weniger stabilen Zustand der Reife. In Organismen werden die Wachstumsraten hauptsächlich durch Gene gesteuert, aber auch durch die Verfügbarkeit von Nahrung.
Bei der Wirtschaft hängt Wachstum offensichtlich von der Wirtschaftsplanung und von der Verfügbarkeit von Ressourcen ab – hauptsächlich Energieressourcen („Nahrung“ für die Industrie) und Kredit („Sauerstoff“ für die Wirtschaft).

Im 19. und 20. Jahrhundert ermöglichte die Verfügbarkeit von preiswerten und reichlich vorhandenen fossilen Energieträgern eine schnelle wirtschaftliche Expansion. Die Wirtschaftsplaner begannen, diese Situation als normal anzusehen. Die Finanzsysteme verinnerlichten die Erwartung von Wachstum als Versprechen von Gewinnen auf Investitionen.
Aber ebenso wie bei Organismen kommt auch bei der Wirtschaft das Wachstum zum Stillstand. Auch wenn die Planer (die in unserer Gesellschaft der regelnden DNA entsprechen) mehr Wachstum diktieren, kann ein Punkt erreicht werden, an dem „Nahrung“ und „Sauerstoff“ nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Außerdem könnten die Industrieabfälle sich soweit kumulieren, dass biologische Systeme, die die Basis der wirtschaftlichen Aktiviäten sind (Wälder, Nutzpflanzen und Menschen), erstickt und vergiftet werden.
Viele Wirtschaftswissenschaftler sehen die Dinge jedoch anders. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die heutigen Wirtschaftstheorien während des anormalen geschichtlichen Zeitraums ständigen Wachstums formuliert wurden, der nun zu Ende geht.

Wirtschaftswissenschaftler ziehen einfach allgemeine Rückschlüsse aus ihren Erfahrungen: Sie können auf Jahrzehnte ständigen Wachstums in der jüngeren Vergangenheit verweisen, und sie projizieren diese Erfahrungen einfach in die Zukunft. Und sie verfügen über Methoden zum Erklären, warum die moderne Marktwirtschaft immun gegenüber den Beschränkungen ist, die für natürliche Systeme gelten. Die beiden wichtigsten dieser Methoden haben mit Substitution und Effizienz zu tun.
Wenn eine Ressource knapp wird, steigt ihr Preis, und dies bildet für die Nutzer einen Anreiz, einen Ersatz zu suchen. Wenn Öl beispielsweise teuer genug wird, werden Energieunternehmen vielleicht anfangen, Flüssigtreibstoffe aus Kohle herzustellen. Oder sie entwickeln andere Energiequellen, von denen wir heute noch nicht zu träumen wagen. Viele Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Substitutionsprozess unendlich weiter geht. Es gehört zur Magie des freien Marktes.

Gesteigerte Effizienz bedeutet, mehr mit weniger zu machen. In den USA hat die inflationsbereinigte Summe von Dollar, die in der Wirtschaft durch eine einzelne verbrauchte Energieeinheit generiert wurden, während der letzten Jahrzehnte ständig zugenommen (anders ausgedrückt, die Energiemenge in British Thermal Units, die für einen Dollar Bruttosozialprodukt erforderlich ist, fiel von 20.000 BTU im Jahr 1949 auf 8.500 BTU im Jahr 2008).  Diese gesteigerte Effizienz ist zum Teil das Resultat des Outsourcing der Produktion in andere Länder - in denen Kohle, Öl oder Erdgas verbraucht wird, um Waren für uns herzustellen (wenn wir unsere eigenen Joggingsschuhe und Flachbildfernseher herstellen würden, müssten wir diese Energie im Inland verbrauchen). Wirtschaftswissenschaftler weisen auch auf eine andere, ähnliche Form der Effizienz hin, die weniger mit Energie zu tun hat (jedenfalls in direkter Sichtweise): die Prozesse, mit denen sie billigsten Materialquellen ermittelt werden und wo die Arbeiter am produktivsten und für das wenigste Geld arbeiten. Während wir die Effizienz steigern, verbrauchen wir weniger – Energie, Ressourcen, Arbeit oder Geld, um mehr zu tun. Dies ermöglicht weiteres Wachstum.

Ersatz für schwindende Ressourcen zu finden und die Effizienz zu steigern sind zweifellos effektive Anpassungsstrategien der Marktwirtschaft. Trotzdem bleibt die Frage, wie lange diese Strategien in der realen Welt noch funktionieren können — dies ist weniger von Wirtschaftstheorien abhängig als von den Gesetzen der Physik. In der realen Welt gibt es für manche Dinge keinen Ersatz oder die Ersatzmittel sind zu teuer oder sie funktionieren nicht so gut oder sie können nicht schnell genug hergestellt werden. Und die Effizienz folgt dem Gesetz des abnehmenden Nutzens: Die ersten Gewinne durch Effizienz sind normalerweise preiswert, aber jeder weitere Effizienzgewinn kostet immer mehr, bis schließlich weitere Effizienzgewinne untragbar teuer werden.

Zu Ende gedacht, können wir nicht mehr als 100 % unserer Produktion in andere Länder auslagern. Wir können Güter nicht mit null Energie transportieren, und wir können nicht die Dienste von Arbeitern nutzen und darauf zählen, dass sie unsere Produkte kaufen, wenn wir ihnen nichts bezahlen.
Im Gegensatz zu den meisten Wirtschaftswissenschaftlern erkennen die meisten Physiker, dass Wachstum innerhalb eines funktionierenden, begrenzten Systems irgendwann zu Ende gehen muss.


Die einfache Mathematik des exponentiellen Wachstums

Im Grunde genommen ist das Argument für ein unausweichliches Ende des Wachstums nicht abzustreiten. Wenn eine beliebige Menge in jedem Jahr um einen festen Prozentsatz wächst, verdoppelt sich diese Menge nach einer bestimmten Anzahl von Jahren. Je höher der Prozentsatz, desto schneller geschieht die Verdoppelung. Eine grobe Methode zur Berechnung der Verdoppelungszeit ist die Regel 70: Wenn man 70 durch den Prozentsatz teilt, erhält man ungefähr die Anzahl der Jahre für die Verdoppelung der Ursprungsmenge. Wenn eine Menge beispielsweise um ein Prozent pro Jahr wächst, verdoppelt sie sich in 70 Jahren. Wächst sie mit 2 % pro Jahr, verdoppelt sie sich in 35 Jahren. Wächst sie mit 5 % pro Jahr, verdoppelt sich die Menge in 14 Jahren usw. Um es genauer zu berechnen, können Sie die Taste Y^x auf einem wissenschaftlichen Taschenrechner verwenden. Die Regel 70 reicht jedoch meistens aus.
Sehen wir uns ein Beispiel aus der realen Welt an: Während der letzten beiden Jahrhunderte ist die Menschheit mit Wachstumsraten von weniger als einem Prozent bis über 2 % pro Jahr gewachsen. Im Jahr 1800 gab es ungefähr 1 Milliarde Menschen. Bis 1930 hatte sich die Menschheit auf 2 Milliarden verdoppelt. Nur 30 Jahre später hatte sie sich bereits wieder verdoppelt, nun auf 4 Milliarden. Zurzeit sind wir auf dem Weg zu einer dritten Verdoppelung auf 8 Milliarden Menschen ungefähr im Jahr 2025. Niemand geht ernsthaft davon aus, dass das Wachstum der Menschheit jahrhundertelang so weitergehen wird. Wenn wir uns aber vorstellen, die Menschheit würde mit 1,3 % pro Jahr (das war die Wachstumsrate des Jahres 2000) weiter wachsen, gäbe es im Jahr 2780 ungefähr 148 Billiarden Menschen auf der Erde - das wäre eine Person auf jedem Quadratmeter Land der gesamten Erde.
So wird es natürlich nicht kommen.

In der Natur prallt jedes Wachstum früher oder später auf eine nicht überwindbare Grenze. Wenn eine Lebensform auf ein vergrößertes Nahrungsangebot trifft, nutzt sie das zusätzliche Kalorienangebot und ihre Zahl wächst. Die Nahrungsquelle erschöpft sich dann jedoch, da mehr hungrige Münder zu versorgen sind, und die Anzahl ihrer Jäger wird wahrscheinlich auch ansteigen (mehr gut schmeckende Mahlzeiten für sie!). Blütezeiten einer Bevölkerung (oder Perioden schnellen Wachstums) werden immer von Zusammenbrüchen und Aussterben gefolgt. Ausnahmslos.

Betrachten wir ein weiteres Beispiel aus der realen Welt. In den letzten Jahren ist Chinas Wirtschaft um 8 % oder mehr pro Jahr gewachsen. Dies bedeutet eine Verdoppelung alle 10 Jahre. Und tatsächlich verbraucht China heute zweimal soviel Kohle wie vor einem Jahrzehnt - das gleiche gilt für Eisenerz und Öl. Das Land verfügt nun über viermal so viele Straßen wie vorher und über fast fünfmal so viele Autos. Wie lange kann das so weitergehen? Wie viele Verdoppelungen können stattfinden, bevor China seine wichtigsten Ressourcen verbraucht hat - oder einfach die Entscheidung trifft, dass genug genug ist und das Wachstum stoppt? Es ist schwierig, diese Frage mit einem genauen Datum zu beantworten, aber sie muss gestellt werden.

Diese Diskussion hat sehr reale Folgen, da es sich bei der Wirtschaft nicht nur um ein abstraktes Konzept handelt. Die Wirtschaft bestimmt, ob wir im Luxus oder in Armut leben, ob wir zu essen haben oder ob wir hungern. Wenn das Wirtschaftswachstum zu Ende geht, werden alle betroffen sein, und die Gesellschaft wird Jahre benötigen, sich an diese neue Situation anzupassen. Es ist daher wichtig zu wissen, ob dieser Zeitpunkt in Kürze bevorsteht oder in ferner Zukunft liegt.


Das Ende des Wachstums sollte keine Überraschung sein

Die Vorstellung, dass das Wachstum irgendwann in diesem Jahrhundert zu Ende geht, ist keineswegs neu. 1972 erschien ein Buch mit dem Titel Grenzen des Wachstums, und es wurde das meistverkaufte Buch aller Zeiten im Umweltbereich.
Dieses Buch, das auf den ersten Versuchen beruht, mithilfe von Computern die Interaktionen zwischen Trends bei Ressourcen, Verbrauch und Bevölkerung zu modellieren, war auch die erste größere wissenschaftliche Studie, welche die Annahme infrage stellte, dass Wirtschaftswachstum mehr oder weniger unterbrechungsfrei in der absehbaren Zukunft fortgesetzt werden kann.

Diese Überlegungen waren zu jener Zeit ketzerisch und sind es immer noch. Die Ansicht, dass Wachstum ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr weitergehen kann und nicht mehr weitergehen wird, wirkt in einigen Gruppen sehr verstörend, und Die Grenzen des Wachstums wurde bald darauf von wachstumsinteressierten Kreisen widerlegt. In Wirklichkeit bestand dieses Widerlegen lediglich daraus, ein paar Zahlen aus dem Buch vollständig aus dem Zusammenhang zu reißen und sie als Vorhersagen zu bezeichnen (was sie ausdrücklich nicht waren), und dann zu behaupten, diese Vorhersagen seien falsch gewesen. Der Trick wurde schnell entlarvt, aber Widerlegungen bekommen meistens nicht soviel Aufmerksamkeit wie Anschuldigungen, so dass heutzutage Millionen von Leuten fälschlicherweise glauben das Buch sei vor langer Zeit diskreditiert worden. In Wirklichkeit haben sich die ursprünglichen Szenarien aus Die Grenzen des Wachstums als ziemlich zutreffend erwiesen. (Eine kürzliche Studie der Australian Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization (CSIRO) kam zu dem Schluss: “Unsere Analysen haben ergeben, dass 30 Jahre historischer Daten ziemlich gut mit den Hauptaussagen des Weiter-So-Szenarios [aus Die Grenzen des Wachstums] übereinstimmen ...“).

Die Autoren hatten damals ihre Computer mit Daten über das Wachstum der Weltbevölkerung, Konsumstrends und die Reserven verschiedener wichtiger Ressourcen gefüttert und ihre Computer dann rechnen lassen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das Ende des Wachstums wahrscheinlich zwischen 2010 und 2050 eintreten würde. Anschließend würden die industrielle Produktion sowie die Nahrungsproduktion zurückgehen, was wiederum zu einem Rückgang der Bevölkerung führen würde.
Das Szenario dieser Studie wurde seit der ursprünglichen Veröffentlichung mehrfach neu durchgerechnet, wobei höher entwickelte Software und aktuellere Eingabedaten verwendet wurden. Die Ergebnisse waren jedes Mal ähnlich. (Siehe die Grenzen des Wachstums: Das 30-Jahre-Update)


Das Peakoil-Szenario

Wie bereits erwähnt, wird in diesem Buch dargelegt, dass das Wachstum vorbei ist, weil drei Faktoren zusammenkommen: Ressourcenerschöpfung, Umweltauswirkungen und ein systemisches Versagen des Finanz- und Geldsektors. Es gibt hier jedoch einen einzelnen Faktor, der eine Schlüsselrolle dabei spielen könnte, das Zeitalter des Wachstums zu beenden. Dieser Faktor heißt Öl.

Petroleum ist der Dreh und Angelpunkt der modernen Welt - bei Transport, Landwirtschaft, Chemie und Produktion. Die industrielle Revolution war in Wirklichkeit die Revolution der fossilen Energieträger, und das gesamte Phänomen des ständigen Wirtschaftswachstums - einschließlich der Entwicklung der Finanzinstitutionen zur Erleichterung des Wachstums wie etwa dem Mindestreserve-Bankwesen - basiert letztendlich auf der ständig zunehmenden Versorgung mit preiswerter Energie. Wachstum benötigt mehr Produktion, mehr Handel und mehr Transport. All diese benötigen wiederum mehr Energie. Dies bedeutet, wenn die Energieversorgung nicht gesteigert werden kann und Energie daher beträchtlich teurer wird, geht das Wirtschaftswachstum zu Ende und die Finanzsysteme, die auf der Erwartung endlosen Wachstums beruhen, versagen.

Bereits 1998 haben die Ölgeologen Colin Campbell und Jean Laherrère ein Szenario über die Auswirkungen von Peakoil diskutiert, das folgendermaßen aussah:
Um das Jahr 2010 wird eine gleich bleibende oder zurückgehende Ölversorgung zu stark steigenden und schwankenden Ölpreisen führen, wodurch eine globale Wirtschaftskrise verursacht wird. Diese schnelle wirtschaftliche Kontraktion wird wiederum zu einem scharfen Rückgang der Energienachfrage führen, so dass die Ölpreise dann fallen. Sobald die Wirtschaft sich jedoch wieder erholt, erhöht sich auch die Nachfrage nach Öl, die Preise steigen wieder stark und als Ergebnis gibt es einen erneuten Einbruch der Weltwirtschaft. Dieser Kreislauf wird sich wiederholen, wobei jede Erholungsphase kürzer und schwächer, jeder Wirtschaftsrückgang jedoch tiefer und härter ist, bis die Wirtschaft ruiniert ist. Finanzsysteme, die auf der Annahme ständigen Wachstums beruhen, werden implodieren und damit ein größeres soziales Chaos schaffen als die Steigerung des Ölpreises selbst.

Gleichzeitig werden die stark schwankenden Ölpreise Investoren in Energiealternativen frustrieren: In einem Jahr wird der Ölpreis so hoch sein, dass fast jeder andere Energiequelle im Vergleich preiswert erscheint, im nächsten Jahr wird der Ölpreis soweit gefallen sein, dass alle Energieverbraucher zum Öl strömen werden und die Investoren in alternative Energien wie Narren aussehen. Jedoch verhindern niedrige Ölpreise die Suche nach weiteren Ölvorkommen, was die zukünftige Ölknappheit noch verschärft. Investitionskapital wird auf jeden Fall knapp sein, da die Banken wegen des Zusammenbruchs zahlungsunfähig und die Staaten aufgrund zurückgehender Steuereinnahmen pleite sind. Gleichzeitig führt die internationale Konkurrenz um die schwindenden Ölvorräte möglicherweise zu Kriegen zwischen Öl importierenden Ländern, zwischen Importeuren und Exporteuren und zwischen rivalisierenden Exporteuren.
In den Jahren nach der ersten Veröffentlichung von Campbell and Laherrère erklärten viele Experten, dass neue Technologien zur Förderung von Erdöl die Menge des Öls erhöhen würde, die aus jeder Bohrung gefördert werden kann, und dass die gewaltigen Reserven alternativer Kohlenwasserstoffressourcen (hauptsächlich Teersand und Ölschiefer) gefördert würden, so dass konventionelles Öl nahtlos ersetzt werden kann, und der unvermeidliche Peak damit um Jahrzehnte hinausgezögert werden kann. Andere waren der Meinung, dass Peak Oil auch in naher Zukunft kein großes Problem sein würde, da der Markt andere Energiequellen oder Transportmöglichkeiten so schnell finden würde, wie es nötig ist - seien es elektrische Autos, Wasserstoff oder Flüssigtreibstoff aus Kohle.

In den Folgejahren gab es Ereignisse, die die Peak Oil-These zu bestätigen und die Ansichten der Öloptimisten zu widerlegen schienen. Der Ölpreistrend zeigte stark nach oben und die Gründe waren vollständig vorhersehbar: die Entdeckung neuer Ölfelder ging ständig zurück, wobei die Entwicklung der neuen Felder viel teurer und schwieriger war als in den zurückliegenden Jahren. In immer mehr Ländern erreichten die Fördermengen ihren Höhepunkt und begannen zurückzugehen, obwohl Hochtechnologie mit teuren Sekundär- und Tertiär-Extraktionsmethoden eingesetzt wurde, um die Steigerung der Fördermengen aufrechtzuerhalten. Zu diesem Technologien gehörten die Injektion von Wasser, Stickstoff oder Kohlendioxid, um mehr Öl aus dem Boden zu pressen. Der Rückgang der Fördermengen der alten Ölfelder, der so genannten Supergiganten, die den Löwenanteil der weltweiten Ölversorgung liefern, verschärfte sich. Die Produktion von Flüssigtreibstoffen aus Teersand konnte nur langsam ausgebaut werden, während die Entwicklung von Ölschiefer für die absehbare Zukunft eine leere Versprechung blieb.


Von beängstigender Theorie zu Schrecken erregender Realität

2008 wurde dasPeak Oil-Szenario dann allzu real. Die weltweite Ölförderung war seit 2005 nicht mehr gestiegen und die Ölpreise schossen in die Höhe. Im Juli 2008 erreichte der Preis für ein Barrel Rohöl fast 150 $. In inflationsangepassten Zahlen lag dieser Preis um die Hälfte höher als die Preisspitzen der Siebziger Jahre, von denen die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst wurde. Im Sommer 2008 waren die Autoindustrie, die Lastwagenindustrie, internationale Speditionen, Landwirtschaft und Fluggesellschaften am Taumeln.

Was dann aber geschah, nahm die Aufmerksamkeit der Welt so stark in Anspruch dass der Ölpreisanstieg praktisch vergessen wurde: Im September 2008 brach das weltweite Finanzsystem fasst zusammen. Die Gründe für diese plötzliche, fesselnde Krise waren allem Anschein nach die Blasen am Immobilienmarkt, die mangelnde Regulierung der Bankbranche und der verbreitete Einsatz bizarrer Finanzprodukte, die fast niemand verstand. Der starke Anstieg der Ölpreise hatte jedoch eine entscheidende (wenn auch größtenteils übersehene) Rolle beim Auslösen der wirtschaftlichen Kernschmelze gespielt (siehe Temporäre Rezession oder das Ende des Wachstums?)

Direkt nach dem Nahtod-Erlebnis der Finanzkrise schienen sowohl das Szenario der Peak Oil-Auswirkungen, die 10 Jahre vorher beschrieben wurden, als auch das Szenario aus Grenzen des Wachstums von 1972 mit verblüffender und erschreckender Präzision bestätigt zu werden. Der globale Handel ging zurück. Die größten Automobilunternehmen der Welt hingen am Tropf. Die Luftfahrt in den USA schrumpfte um fast ein Viertel. In den armen Ländern der Welt kam es zu Nahrungsaufständen. Die aufflackernden Kriege im Irak (das Land mit den zweitgrößten Rohölvorräten der Welt) und in Afghanistan (dem Land mit den umkämpften Öl- und Gaspipeline-Projekten) zehrten ständig an den Finanzen der größten Öl importierenden Nation der Welt.

Die Debatte um die Maßnahmen gegen die globale Klimaänderung zeigt beispielhaft, wie politische Unbeweglichkeit seit den frühen Siebziger Jahren die Welt auf dem Weg ins Desaster hielt. Es wurde nun auch für fast jede Person mit mäßiger Ausbildung und geringem Intellekt offensichtlich, dass die Welt zwei dringende, unumstößliche Gründe hat, ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schnellstens zu beenden: die Bedrohung durch die Klimakatastrophe und die bevorstehende Verknappung der Treibstoffe. Trotzdem wurden auf der Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 die Prioritäten der meisten ölabhängigen Länder klar gesetzt: die Kohlenstoffdioxidemissionen sollten gesenkt werden und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sollte reduziert werden, aber nur wenn dadurch das Wirtschaftswachstum nicht bedroht wird.


Die finanzielle Komponente der Wirtschaftsschrumpfung

Wenn die Grenzen der Ressourcen und die Umweltbeeinträchtigungen dem Wachstum ein Ende bereiten sollten, würden die fühlbaren Schmerzen der gewöhnlichen Bürger aus einer ganz anderen Richtung kommen: dem Verlust der Arbeitsplätze und dem Zusammenbruch der Immobilienpreise.

In den Kapiteln eins und zwei werden wir sehen, dass die Erwartung eines ständigen Wachstums in den zurückliegenden Jahrzehnten zu gewaltigen Schuldenbergen bei Bürgern und Staaten geführt hat. Die Amerikaner wurden nicht mehr reich durch die Erfindung neuer Technologien und durch die Herstellung von Gütern, sondern einfach durch das Kaufen und Verkaufen von Häusern oder durch das Verschieben von Geld von einem Investment zu einem anderen oder durch das Berechnen von Transaktionsgebühren, wenn andere Geld verschoben.
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts taumelte die Weltwirtschaft von einer Blase zur nächsten: Asienblase, Dotcom-Blase, Immobilienblase. Alle wussten, dass diese Blasen wie jede andere Blase platzen würden, aber smarte Investoren strebten danach, früh einzusteigen und mit großem Gewinn schnell wieder auszusteigen, um Verluste zu vermeiden.

In den Jahren des Wahns von 2002 - 2006 begannen Millionen von Amerikanern, sich auf stark steigende Immobilienpreise als Einkommensquelle zu verlassen. Sie betrachteten ihre Häuser als Geldautomaten. Solange die Preise stiegen, sahen es die Besitzer als gerechtfertigt an, Kredite für eine neue Küche oder ein neues Badezimmer aufzunehmen, und die Banken fühlten sich prächtig bei der Vergabe neuer Darlehen. Zur gleichen Zeit erfanden die Zauberer an der Wall Street neue Wege, um riskante Hypotheken zu zerteilen und zu geschmackvollen neuen Finanzinstrumenten zusammenzusetzen, die zu Premiumpreisen an Investoren verkauft werden konnten - mit geringem oder ganz ohne Risiko! Schließlich war es die Bestimmung der Immobilienpreise, immer weiter zu steigen. Das Motto lautete: Gott macht keine neuen Grundstücke mehr.

Kredite und Schulden expandierten durch die Euphorie des leichten Geldes. Dieser blauäugige Optimismus führte zu neuen Arbeitsplätzen in der Bauwirtschaft und im Immobiliensektor, wodurch die Arbeitsplatzverluste in der Produktion überdeckt wurden.
Einige grantige Finanzexperten benutzten Wörter wie Kartenhaus, Zunder und Dynamitstange, um die Lage zu beschreiben. Um eine Katastrophe auszulösen, war nur noch ein metaphorischer Windhauch oder ein Funke erforderlich. Offensichtlich war der starke Anstieg des Ölpreises Mitte 2008 mehr als ausreichend dafür.
Aber die Immobilienblase selbst war lediglich eine größere Sicherung, die durchbrannte: In Wirklichkeit hatte sich das gesamte Wirtschaftssystem dummerweise so entwickelt, dass es von den unmöglich zu realisierenden Erwartungen eines ewigen Wachstums abhing und jederzeit in die Luft fliegen konnte. Geld war von Kredit abhängig, und Kredit hing von den Wachstumserwartungen ab. Als das Wachstum 2008 zum Stillstand kam, begann die Kettenreaktion von Pleiten und Bankrotten. Es war eine Explosion in Zeitlupe.

Seitdem haben sich die Bemühungen der Regierungen darauf gerichtet, das Wachstum wieder in Gang zu bringen. Diese Bemühungen hatten jedoch Ende 2009 und Anfang 2010 nur geringe Erfolge. Sie verdeckten gerade eben den zu Grunde liegenden Widerspruch im Zentrum unseres gesamten Wirtschaftssystems: der Annahme, dass wir ein nicht endendes Wachstum in einer endlichen Welt haben können.


Was kommt nach dem Wachstum?

Die Erkenntnis, dass wir den Punkt erreicht haben, an dem das Wachstum nicht weitergehen kann, ist zweifellos deprimierend. Wenn wir diese psychologische Hürde jedoch überwunden haben, gibt es ein paar mäßig gute Nachrichten.

Nicht alle Wirtschaftswissenschaftler sind davon überzeugt, dass das Wachstum ewig weitergehen wird. Es gibt ökonomische Denkrichtungen, welche die natürlichen Grenzen anerkennen, und während diese Lehren in politischen Kreisen eher Randerscheinungen sind, haben sie potentiell nützliche Pläne entwickelt, die der Gesellschaft bei der Anpassung helfen könnten.

Die grundlegenden Faktoren, die unvermeidlich dasNeue formen werden, was die Wachstumswirtschaft ablösen wird, sind erkennbar. Um zu überleben und für lange Zeit zu gedeihen, müssen Gesellschaften die nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde berücksichtigen. Das heißt, auch wenn wir nicht detailliert wissen, wie ein wünschenswertes Wirtschaftssystem und unser Lebensstil nach dem Wachstum aussehen wird, wissen wir genug, um mit den Vorbereitungen zu beginnen.

Wir müssen uns selbst davon überzeugen, dass das Leben in einer nicht wachsenden Wirtschaft erfüllend, interessant und sicher sein kann. Die Abwesenheit von Wachstum bedeutet nicht notwendigerweise ein Fehlen von Änderungen oder Verbesserungen. Auch mit einer nicht wachsenden Wirtschaft oder einer Wirtschaft im Gleichgewicht ist eine anhaltende Entwicklung praktischer Fähigkeiten, künstlerischen Ausdrucks und bestimmter Arten von Technologie möglich. Manche Historiker und Sozialwissenschaftler sind sogar der Ansicht, dass das Leben in einer Gleichgewichtswirtschaft dem Leben in einer schnell wachsenden Wirtschaft überlegen sein kann: Während ein Wachstum Chancen für manche bietet, verschärft es normalerweise auch die Konkurrenz. Es gibt große Gewinner und große Verlierer, und wie in den meisten Boom-Gebieten leidet die Qualität der Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft. Innerhalb einer nicht wachsenden Wirtschaft ist es möglich, den Nutzen zu maximieren und die Faktoren einzuschränken, die zum Verfall führen. Um dies jedoch zu erreichen, müssen geeignete Ziele verfolgt werden: Statt nach mehr zu streben, müssen wir nach Besserem streben. Statt erhöhte wirtschaftliche Aktivität als Selbstzweck zu fördern, müssen wir uns darauf konzentrieren, was die Lebensqualität erhöht, ohne den Konsum abzuwürgen. Eine Möglichkeit dazu ist die Neuerfindung und Neudefinition des Wachstums selbst.

Der Übergang zu einer nicht wachsenden Wirtschaft (oder einer Wirtschaft, in der Wachstum vollkommen anders definiert wird) ist unausweichlich. Der Übergang wird aber wesentlich besser ablaufen, wenn wir ihn planen statt einfach vor Schreck erstarrt zu betrachten, wie die Institutionen, von denen wir abhängig sind, zerfallen, und dann zu versuchen, nach dem Zerfall dieser Institutionen eine Überlebensstrategie zu improvisieren.

Was wir entwickeln müssen, ist praktisch eine wünschenswerte „Neue Normalität“, die zu den Einschränkungen passt, die uns durch abnehmende natürliche Ressourcen auferlegt werden. Das Beibehalten der “alten Normalität”steht nicht zur Auswahl. Wenn wir keine neuen Ziele für uns selbst finden und unseren Übergang von einer Wirtschaft auf Wachstumsbasis zu einer gesunden Gleichgewichtswirtschaft planen, enden wir mit einer viel weniger wünschenswerten “neuen Normalität”, deren Anfänge wir bereits in der Form von anhaltender hoher Arbeitslosigkeit, einer zunehmenden Kluft zwischen Reich und Arm und immer häufigeren und heftigeren Finanz- und Umweltkrisen erkennen - was alles zu starkem Stress für Einzelpersonen, Familien und Gesellschaften führt.



Quelle 1: energybulletin
Quelle 2: postcarbon
Quelle 3: postcarbon

Derek Sivers


Sunday 3 July 2011

Vertrauen


Das Menschenbild in unsere Köpfe spielt eine erhebliche Rolle bei der Durchsetzung eines bGE (bedingungsloses Grundeinkommen).
Ich möchte in diesem Zusammenhang von einer kleinen Begebenheit aus meiner Teenagerzeit berichten. Dies war für mich persönlich ein Schlüsselerlebnis mit weitreichenden Konsequenzen.

Unsere unmittelbaren Nachbarn war eine Familie mit zwei Kindern, ein Junge (ca 6) und ein Mädchen (ca 8 Jahre alt).
An einem Tag im Sommer trafen wir uns zufällig vor unseren Haustüren, wobei ich eine Schachtel mit besonderen Süßigkeiten dabei hatte. Die Kinder kannten bereits von mir, daß ich sowas sehr gerne mit anderen teilen würde. Doch diesmal war ich in der Laune, den beiden eine Bedingung zu stellen:
Sie bekämen nur etwas von den Leckereien ab, wenn sie die Schachtel für die nächsten 2 Stunden in Obhut nehmen, aber nicht öffnen würden.
Was ich ihnen aber nicht erzählte war, daß sich in der Schachtel keine leckeren Süßigkeiten befanden, sondern irgendein wertloser Ballast. Der springende Punkt dabei war, daß ich bei der Übergabe der Schachtel felsenfest davon überzeugt war, daß sie die Schachtel heimlich aufmachen würden.


Ich malte mir grinsend in meinem Kopf aus wie entäuscht sie doch sein werden, wenn sie sehen was für ein wertloser Mist sich eigentlich darin befand. (Ich weiß heute nicht mehr was in der Schachtel war).
Nachdem ich ihnen die Schachtel übergab, beobachtete ich wie sie die kommende Stunde damit durch die Gegend liefen, wobei sie sich bei der Obhut der kleinen Kiste abwechselten.
Zeitweise hatte ich sie aus den Augen verloren, doch später beobachtete ich sie vom Fenster der 1. Etage aus, wie sie auf die Schachtel aufpassten, als wäre sie ein wervolle Schatztruhe.

Ich stellte etwas wunderbares fest: Diese beiden kleinen Kinder waren  a b s o l u t  vertrauenswürdig. Sie hielten ihr Wort und hatten die Schachtel nicht geöffnet - noch nicht einmal heimlich, als sie unbeobachtet waren.

Nun, was ich daraus gelernt habe? Vertrauen wächst - aber nur wenn man sich darauf einläßt, sonst bleibt man sein ganzes Leben ein mistrauischer Kontrollfreak.

Das Erlebnis ist nun sehr lange her, aber ich werde es niemals vergessen.
Und es wundert mich garnicht mehr, wenn in unserem Staat die volkommenden Kontrolle eines jeden Bürgers als preventive Maßnahme gegen Straftaten gefordert wird, denn es gründet auf ein tiefsitzendes Mistrauen. Dabei scheint es keinen Wert zu haben, daß man der weiten Mehrheit durchaus trauen könnte, wenn es denn auch wirklich mal mehr Gerechtigkeiten geben würde.

Die Frage ist, wie wir mit menschlichen Enttäuschungen umgehen, wenn sie denn mal eintreffen. Vermutlich hat es damit etwas zu tun, daß viele Menschen bereits in jungen Jahren dazu gezwungen werden, gewisse zwischenmenschliche Situationen (z.Bsp. Erniedrigungen) ertragen zu müssen, und diese Schlüsselerlebnisse ein Leben lang als mentale Vergewaltigung im Hinterkopf bleiben und eine art latente Sozialphobie auslösen können.
Die unermüdliche Suche nach der 100%igen Sicherheit mag ein Weg sein, sich vor den o.a. Situation schützen zu wollen, damit einem sowas als Erwachsener nie wieder passiert, was einem als Kind angetan wurde.

Muß ich herausheben, daß der unterbewußte Generalverdacht nicht Vertrauenswürdig zu sein, Beziehungen jeglicher art extrem belasted ? Wer schon mal fremden, mistrauische Menschen um Hilfe gebeten hat, weiß, daß man ganz besonders vorsichtig und behutsam seine Bitte darlegen muß.
Unser kapitalistisches, marktradikales System hat schon eine Menge bösartige Krebsgeschwüre produziert. Was passiert mit einem Tumor, wenn er nicht behandelt wird? Er wächst unaufhörlich.

Zuerst schränkt er Dein Leben ein, und zum Schluß nimmt er es Dir ganz weg.
 

Ich sehe das bGE als ein Medikament, welches das Krebsgeschwür auf wundersamer Weise wieder zum Schrumpfen bringen könnte. Es wird Dein Leben in keinster Weise vorschreiben, aber gibt Dir die Freiheit es endlich selber zu gestalten, so wie Du es möchtest, und nicht jemand anders.